Marc Lutz zur Entstehungsgeschichte und zur Bedeutung des virtuellen Angebots: «Dank Pandemie wurde die SGLWT im 2020 im Schnellzugstempo digitalisiert. Der Vorstand konnte seine Sitzungen digital abhalten. So lag der Gedanke nah, unseren Mitgliedern auch online etwas anzubieten. Gemeinsam mit Allessia Delbrück und Edouard Appenzeller war der virtuelle TechTalk geboren. Das Konzept: kurz und knackig 15–20 min Präsentation zu einem aktuellen Thema mit Technologiebezug, gefolgt von Fragen der Teilnehmenden. Seit der ersten Durchführung sind beinahe vier Jahre vergangen. Das Format hat sich etabliert, und wir können jeweils 20–50 Teilnehmende von SGLWT, GDL und VÖLB begrüssen.»
Für 2024 haben die SGLWT-Verantwortlichen erneut ein interessantes Programm auf die Beine gestellt und teilweise bereits erfolgreich durchgeführt. Riccardo Widmer, verantwortliches SGLWT-Vorstandsmitglied, gibt einen thematischen Ausblick: «Die kommenden TechTalks konzentrieren sich auf technologisch und konzeptuell neuartige Systeme zur Gewährleistung von schmackhaften Lebensmitteln. Abwechselnd werden Technologien und Unternehmen vorgestellt. Die Teilnehmenden können sich mit Fragen aktiv am Dialog beteiligen. Der Kreislaufgedanke wird in Zukunft vermehrt im Fokus stehen.»
Online-Event «Kreislaufwirtschaft – Insekten als Futtermittel»
Am 23. Mai 2024 findet von 17.30–18.15 Uhr bereits der 15. TechTalk statt. «Kreislaufwirtschaft – Insekten als Futtermittel» so der Vortrag des Unternehmens «Nutrifly». Die «Nutrifly AG» züchtet in Liechtenstein Soldatenfliegenlarven und verarbeitet diese zu Futtermitteln. Im TechTalk wird uns der Geschäftsführer Franco Bargetze den Herstellungsprozess, das Produktportfolio, den Kreislaufgedanken und die Rechtslage genauer erläutern. Dieser TechTalk wird in deutscher Sprache über Microsoft Teams gehalten.
Gemäss Welternährungsorganisation (FAO) ernähren sich weltweit 2 Milliarden Menschen von Insekten. In der Schweiz sind seit Mai 2017 drei Insektenarten, Tenebrio molitor (Mehlwurm), Acheta domesticus (Hausgrille), Locusta migratoria (Wanderheuschrecke) «als ganze Tiere, zerkleinert oder gemahlen», für den menschlichen Verzehr zugelassen. Seit Januar 2023 darf «teilweise entfettetes Pulver der Acheta domesticus (Hausgrille)» in Verkehr gebracht werden. In der Europäischen Union sind vier Insektenarten für den menschlichen Verzehr zugelassen. Weitere Anträge befinden sich in der Überprüfung. Als Tierfutter sind Insekten in der Schweiz für die Aquakultur zugelassen. Die Zulassung als Futtermittel für Geflügel und Schweine ist für 2024 geplant. In der EU sind Insekten als Futtermittel seit September 2021, in verarbeiteter Form oder lebend, für Schweine und Geflügel zugelassen, in hydrolysierter Form auch für Wiederkäuer.
Vielfältiges Themenspektrum Fermentation
In der Folge eine Übersicht zu den TechTalks aus dem Jahr 2023 und zu Beginn 2024. Jedes Themenfeld würde Stoff für einen ausführlichen Artikel bieten, was in der weiteren Redaktionsplanung noch folgen mag.
«Der Schlüssel zu Fleischaromen für Ersatzprodukte» am 21. März 2024 gab PhD Felix Stöppelmann, Uni Hohenheim. Einer der Hauptgründe, warum Verbraucher pflanzenbasierte Fleischalternativen ablehnen, ist der fehlende Fleischgeschmack nach dem Garen. In dieser Studie wurde ein Verfahren entwickelt, um Fleischaromen aus Allium-Substraten (Schnittlauch, Lauch, Bärlauch und Zwiebeln) durch Basidiomyceten-vermittelte submerse Fermentation zu erzeugen. Die Fermentation durch Polyporus umbellatus führte bei geeigneten Fermentationsparametern zu einem intensiven fleischigen Geschmack. Wie definiert sich das Fleischaroma? Werden Fleischersatzprodukte in Zukunft durch Zwiebelfermentation aromatisiert? Führt diese Aromatisierung zu einer höheren Konsumentenakzeptanz? Diese Fragen wird uns Doktorand Felix Stöppelmann von der Uni Hohenheim anhand seiner Arbeit näherbringen.
«Aquakultur – vom Satzfisch zum Gotthardzander», unter diesem Titel gab Thomas Gisler, CEO der Basis 57, am 18. Januar 2024 einen Einblick in das spannende alpine Projekt. Im Herbst 2016 wurde der mit 57 km längste Eisenbahntunnel der Welt in Betrieb genommen. Dem Durchbruch entspringen sekündlich 100–400 Liter Gotthard-Quellwasser. Wofür dieses Wasser genutzt werden kann, zeigt das Projekt der «Basis 57 nachhaltige Wassernutzung AG». Vom Salzfisch bis zum beinahe gerätelosen Zanderfilet entspringen im Quellwasser der Fischzucht 180 t Speisefische pro Jahr. Dies entspricht 9 Prozent der in der Schweiz produzierten Menge an Fisch- und Krustentieren. 97 Prozent der Fisch- und Krustentiere werden heute importiert (Proviande, 2022). Die finale Ausbaukapazität liegt bei 1200 t/Jahr. Möchten Sie erfahren, wie dieses komplexe Projekt zustande kam oder was es braucht, um diesen schmackhaften Raubfisch gesund aufzuziehen?
Am 24. August 2023 zeigte Giulia Brogi von Cultivated Biosciences in seinem Vortrag «Die Kraft der Fermentation: Eine neue Ära für funktionelle Fette» neue Technologie-Wege für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie auf. Durch den Prozess der Fermentation stellen sie besondere funktionelle Fette her, die sich durch ein cremiges Mundgefühl auszeichnen. Entdecken Sie in unserem nächsten TechTalk, wie das Team von Cultivated Biosciences an nachhaltiger, tierfreier Cremigkeit arbeitet. «Rethinking food protein waste» so der Fachbeitrag von Prof. Dr. Raffaele Mezzenga am 2. November 2023. Er beleuchtete die Entwicklung, wie mit neuen technologischen Ansätzen der Verlust von Proteinen im Produktionsprozess eingedämmt werden kann. Neben den offensichtlichen ökonomischen Vorteilen resultieren daraus wesentliche Beiträge an die Verringerung von Food waste sowie eine Verbesserung der Klimabilanz entlang der Wertschöpfungskette.
«Mikrowellenunterstützte Gefriertrocknung: Ansätze zur Prozessintensivierung und -verfolgung», hiess der Fokus am 20. April 2023. Till Sickert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karlsruher Institut für Technologie im Bereich der Trocknung von Lebensmitteln, bot eine Übersicht über das Potenzial des Einsatzes von SSG am Beispiel der mikrowellenunterstützten Gefriertrocknung. Hierzu zählt eine Prozessintensivierung in Abstimmung auf das Trockengut und die Möglichkeit zur nicht-invasiven Prozessverfolgung ohne zusätzliches Equipment.
«Functional Food könnte Krankheiten vorbeugen», diese These vertrat am 9. Februar 2023 Ferdinand von Meyenn, Professor für Ernährung und Epigenetik. Er und seine Arbeitsgruppe an der ETH Zürich wollen Einblicke in die komplexe Beziehung zwischen Ernährung, Stoffwechsel und Epigenom gewinnen. Seine Forschung beschäftigt sich mit den Effekten der Ernährung und Umwelt, wie die biologischen Veränderungen die Funktion der Organe beeinflussen und langfristig unsere Gesundheit beeinträchtigen könnten. Basierend auf diesen Erkenntnissen, sollen neuartige Strategien entwickelt werden, um Fettleibigkeit und Stoffwechselkrankheiten zu bekämpfen.
Am 23. Mai 2024 findet von 17.30–18.15 Uhr bereits der 15. TechTalk statt. «Kreislaufwirtschaft – Insekten als Futtermittel»